Heute mal wieder ein Tag aus meinem/unserem Leben.
Irgendwann mitten in der Nacht schrecke ich davon hoch, dass der Dr. rer. nat. irgendetwas zum Zwerg sagt, der schon eine Weile friedlich auf meinen Beinen schlief. Ich antworte sinngemäß „sei still und lass mich schlafen“, und genau das tun wir alle drei noch einmal. (Angeblich hatte der Zwerg im Schlaf etwas gesagt und der Dr. rer. nat reagiert. Keine Ahnung, mein Hirn war nicht wach.)
Um 6:15 quäle ich mich aus dem Bett, und zwar ohne den Zwerg zu wecken, der immer noch auf mir pennt. Das wird er auch noch eine gute Stunde lang tun. Trotz ungefähr fünf Wachkuschel-Wachsing-Wachkitzel-Aktionen schläft er tief und fest. Najagut, dann frühstücke ich eben in Ruhe und trinke meinen Kaffee heiß. Könnte schlimmer sein.
Ich fülle seine Vesperdose auf Verdacht mit ein paar Leckereien, mache mich fertig und schmeiße den Zwerg dann doch noch aus dem Bett. Inenrhalb von 20 Minuten ist er sauber, hat geputzte Zähne, eine Waffel im Magen und ein sauberes T-Shirt an, schließlich kommt heute ein Fotograf in den Kindergarten. Wir einigen uns darauf, dass er beim Gruppenfoto gut mitmacht, die Einzelfotos sind mir egal.
Vor der Haustür treffen wir ein Nachbarsmädchen, ebenfalls auf dem Weg in den Kindergarten. Zusammen sind die beiden Kinder flott unterwegs, der Vater und ich müssen joggen, um mitzukommen, und schwuppdiwupp bin ich mal eine Viertelstunde vor Beginn der Kernzeit in der Arbeit.
Ich plane ein paar Termine um bzw. neu und beschäftige mich dann mit meiner aktuell dringendsten Aufgabe: Eine selbstgemachte, ziemlich ausgefeilte Vorlage verschlanken, übersetzen und mit neuen Beispielen versehen. Das ganze ist ein wenig %$§&%“, da ich in unserem Dokumentenmanagementsystem arbeiten muss, und noch ein wenig %&%$§$), da ich so viel Kleinkram in beiden Sprachversionen parallel ändern muss. Aber ich habe diese Aufgabe nur deswegen hoch priorisiert, weil ich damit rechne, dass wir den Zettel bald intensiv auf englisch nutzen werden, d. h., die Arbeit lohnt sich.
Dazwischen eine hochspannende Lektüre, der Sales-Monatsbericht, und ich frage mich mal wieder, ob hier eigentlich noch irgendjemand bei uns in den Führungsetagen alle Tassen im Schrank hat. Eher nicht, schätze ich.
Ausnahmsweise gehe ich früh zum Mittagessen, gleich um halb 12 zur Kantinenöffnung. Wie drei der fünf Kollegen am Tisch reicht mir ein Salat, die anderen beiden essen Semmelkloß mit Rahmpilzen und irgendein Stück totes Schwein mit Bratkartoffeln. Perfekte leichte Kost für idyllische Sommertage. In meinem Büro sinds nur etwa 26°C, bei besagten Kollegen eher 29°C, aber offensichtlich sind Menschen da unterschiedlich empfindlich.
Nach dem Essen braucht meine Kollegin kurz Unterstützung, sie hat Kreislauf, wird abgeholt und ich warte mit ihr auf ihren Chauffeur. Gut, dass sie ein Netzwerk hat, alleine wäre sie manchmal wirklich aufgeschmissen. Eine Kollektion von so 3-4 verschiedenen chronischen Krankheiten ist echt nicht lustig.
Im Anschluss noch ein Stündchen Übersetzen und Excel-Gefummel, dann ein kurzer Termin mit einem Kollegen und ich stempele schon wieder aus. Schnell noch Eis und Erdbeeren kaufen, mein Vater kommt gleich, und ich wollte uns Eiskaffee zum Mitnehmen bauen. Das klappt hervorragend, deshalb hier mein Rezept:
- starken Kaffee kochen, ich habe die Flüssigkeitsmenge etwa halbiert und ihn im Gefrierschrank schnell abgekühlt und in zwei Thermosbecher verteilt
- ein paar Teelöffel Vanilleeis in den Thermosbecher fummeln
- ein paar Eiswürfel drauf, etwa halb so viel wie vorher schon Kaffee drin war
- mit Milch auffüllen
- für die Süßen noch etwas Zucker/Süßstoff/whatever zugeben.
War lecker, mache ich wieder.
Mein Vater und ich holen gemeinsam den Zwerg ab. Der ist müde und hungrig, deshalb muss ich Schuhe anziehen/Trinken anreichen/den Bollerwagen ziehen und NICHT DER OPAA! MAMA!!1elf und er will sofort nach Hause. Nach einem Croissant, einer Flasche Kirschsaftschorle und einer großen Portion Schokoladeneis ist er wieder gut gelaunt. Mein Vater und ich unterhalten uns unter anderem über die Montessorischule, die ich für den Zwerg interessant finde, und er erfährt einiges über mich und meine Schulzeit, was ihm wohl so nicht klar war. Hm.
Später spielen die beiden Männer Lego. Ich wirbele zwischenzeitlich in der Wohnung, verschwinde für 15 min im Keller und halte mich auch sonst im Hintergrund. Schließlich peilen wir ja an, dass die beiden mal miteinander alleine sein können.
Als der Dr. rer. nat. heimkommt, gehen wir zu viert doch noch raus – die Aussicht auf die geliebten Badetiere und einen großen Eimer Wasser hat gezogen. (Die Badetiere bekommt der Zwerg im Bad nicht mehr, er hat letztens bewiesen, dass er damit aus der Wanne quer über beide Fensterscheiben und den Spiegel spritzen kann. Suuuuper.)
Sofort scharen sich mehrere Kinder um unser Spielzeug, ich fülle Tiere auf, bis der Eimer leer ist und der Dr. rer. nat. pitschepatschenass. Er und mein Vater verabschieden sich, ich bleibe mit dem Zwerg noch am Sandkasten.
Der Zwerg spielt konzentriert, erst alleine und dann mit den anderen etwa gleichaltrigen Kindern, die alle bei ihm im Kindergarten sind. Ich kann mich in Ruhe mit den Nachbarinnen unterhalten – über die Schule, den Job, den ewigen Blick auf die Uhr,… War schön.
Irgendwann fallen alle Kinder wie die hungrigen Raupen über ihr mitgebrachtes Essen her, und schlagartig brechen alle auf und gehen nach Hause. Okay, es war 18:30, da kann man schon mal reingehen.
Der Zwerg ist müdehungrigknatschig, das Abendessen macht entsprechend eher wenig Freude. Wir schrammen gerade so an einer echten Eskalation vorbei, surfen und spielen alle noch ein bisschen, und um 21 Uhr gehen die Männer ins Bett. Ich lese nochmal Twitter leer, schreibe diesen Beitrag und werde dann auch ins Bett gehen.