Der Tag beginnt wie fast jeder: um Mitternacht sitze ich im Kinderzimmer im Dreiverteldunkel, Kind über der Schulter. Nach jeder Mahlzeit mindestens zwei Bäuerchen, eigentlich eher zwei Meter große, breitschultrige Bauern, und dann zurück ins Bett mit dem vollgetankten Kind. Ich schlurfe zurück zum Sofa, auf das ich ausgewichen bin, da der Dr. rer. nat. erkältungsbedingt schnarcht und ich davon aggressiv werde.
Irgendwann um halb drei quakt der Kleine vor sich hin, ich finde seinen Schnuller am üblichen Platz (vergraben unter dem linken Ohr), bringe selbigen wieder an seinen Einsatzort und schlurfe zurück zum Sofa. Gegen dreiviertelvier kommt wieder Gequake, diesmal etwas ernsthafter. Also wieder Wickeln und Stillen, Rülpser abwarten und zurück in die Horizontale. Stillen dauert seit neuestem etwas länger, weil sich der Zwerg über seine Welt kaputtlacht, mich anstrahlt wie ein Putzeimer und auch sonst ordentlich Zeit verplempert. So nachts um vier.
Etwas später muss der Dr. rer. nat. aufs Klo, sammelt mich auf dem Rückweg ein und wir schlafen gemeinsam weiter bis etwa halb sechs. Dann übernimmt er die Frühschicht und füllt beim quakenden Kind noch ein Stündchen lang den Schnuller nach, bis er ihn gegen 6:45 aus dem Bett und ins helle Arbeitszimmer holt. Wenig später geselle ich mich dazu, immerhin waren es jetzt etwa sechs Stunden Schlaf, das reicht irgendwie. Der Zwerg hat schon wieder Hunger, danach gibts Frühstück für mich.
Um halb neun bin ich mit einer Freundin verabredet, wir fahren zum Einkaufen in den Großmarkt. Nicht, dass der so weit weg wäre, aber zu zweit rafft man sich doch eher auf. Wir nutzen die Fahrt zum Ratschen, drehen am Eingang noch einmal um, fahren zurück zu ihr und machen uns dann mitsamt ihrer Kundenkarte wieder auf den Weg. Unsere Beute: vorrangig Tiefkühlobst, das es in wesentlich besserer Auswahl gibt als im normalen Supermarkt. Dazu besorge ich Sojasprossen und Garnelen für eine Ladung gebratenen Reis und noch so dies und das.
Zuhause liegt die Fressraupe in der Federwiege und schläft, ich kann also in aller Ruhe die Einkäufe verstauen und ein bisschen mit dem Dr. rer. nat. plaudern. Dann folgt wieder ein Stillstopp (wenn ich beim Essen nur Blödsinn machen würde, hätte ich auch ständig Hunger) und daraufhin die Kackwindel des Todes (keine Sorge, keine Details. Die Entwickler biologischer Kampfstoffe würden sich über die Absonderungen freuen, sonst niemand.) Das Kind landet wieder in der Federwiege, Zeit für den Mittagsschlaf.
Kurz vor zwölf mache ich mir mein Mittagessen: Eine halbe Dose Thunfisch und ein halber Zucchini von gestern ergeben mit einer Handvoll Gnocchi ein kleines Mittagessen. Mit einer Apfelschnecke hintennach macht das hervorragend satt und zufrieden.
Der Dr. rer. nat. und ich beobachten eine Weile ein Eichhörnchen, dass irgendwo weiter oben am Haus ein Nest baut. Dazu turnt es über den Balkon vor dem Arbeitszimmerfenster, rauf mit Zweigen und Gras im Maul, runter ohne Gepäck. Ich nehme mir wieder einmal vor, die Nachbarn über uns darauf aufmerksam zu machen, dass irgendwo das Nest sein muss.
Inzwischen läuft die spontan angeworfene Maschine Wäsche (s. o., der Windel Overflow) im Trockner ihre Runden, und ich habe ein bisschen durch die Bäder geputzt. Das reicht für mein Hausfrauengewissen, der Zwerg klingt eh so, als würde er gleich aufwachen.
Das war auch so, also wieder einmal wickeln und stillen, diesmal zieht er zügig beide Seiten leer, so mag ich das. Nachdem er schläfrig guckt, darf er gleich in sein Bettchen, auch wenn klar ist, dass es nur ein Nickerchen wird.
Mein Hausfrauenrappel geht weiter, ich fange an, die Küche zu putzen. Der Dr. rer. nat. macht mit, unterbricht dann aber und kommt mit einem meckernden Bündel auf dem Arm wieder. Das schaut zwar interessiert, entscheidet sich aber doch fürs Weitermotzen. Erst der klassische Fliegergriff bringt Ruhe.
Als die Küche sauber genug ist, ziehen wir zu dritt ins Arbeitszimmer des Dr. rer. nat. und lassen uns vom Zwerg unterhalten („Ääääh! Gngngngn! Iiiih!“) bis er wieder müde wird. Schnell bringe ich ihn ins Bett und bleibe bei ihm, bis er halbwegs schläft. Das klappt heute nur mit Sabbertuch im Arm – hätten wir ihn doch Linus nennen sollen?
Zum Abendessen gibt es nichts Besonderes, Brot mit Weichkäse, einen Apfel und hinterher ein Stück Nougat. Dazu reichlich von meinem Spezial-Stilltee (der klassische Fenchel-Anis-Kümmel mit etwas Salbei und Zistrose), und jetzt werde ich eine Folge Agents of SHIELD schauen. Oder doch Rosins Restaurants? Der Festplattenrekorder ist wieder mehr in Betrieb, seit unser Zwerg mir abends fast immer eine Stunde Freizeit gönnt.
Ih fange doch an mit einer Blogrunde – meine heutige Neuentdeckung auf der WMDEDGT-Liste ist die Fledermama, bei der ich mich bis weit ins letzte Jahr zurück festlese. Ist schließlich nicht ganz uninteressant, wie sich ein Baby benimmt, das ein halbes Jahr älter ist als unser Zwerg 😉
Dann schaue ich doch noch eine Folge Rosin zuende und stelle fest, dass ich die zweite schon kenne. Also ab damit in den digitalen Papierkorb, morgen nehmen wir die nächsten auf. Schnell nochmal prüfen: ja, meine neue Lieblingssendung ist auch programmiert, Kitchen Impossible. Die macht mir richtig Spaß 😀
Eigentlich warte ich schon auf eine Meldung aus dem Kinderzimmer, der Zwerg ist fällig für die nächste Fütterung. Nachts hält er teilweise länger durch, das findet mein Schlafbedarf klasse, nur meine Brust ist nicht begeistert. Macht nichts, im Extremfall wird halt wieder mal eine Portion Muttermilch eingefroren.
Kurz vor halb neun, Zeit, sich bettfertig zu machen. Vermutlich war ich vor der Geburt des Zwerges ungefähr fünfundzwanzig Jahre nicht mehr so früh im Bett, aber momentan ist das das einzig Sinnvolle, wenn ich mein Schlafdefizit im Rahmen halten will. Ich peile normalerweise an, um neun im Bett zu liegen.
Bis dahin läuft die übliche Abendroutine: die Einheit „Ordung in der Küche“ ist heute schon erledigt, fehlt noch der Kontrollgang ins Kinderzimmer, dann gehe ich ins Bad, ziehe mich um und lege mich hin. Gute Nacht!
Nachtrag: Gegen neun hatte der junge Mann nochmal Hunger, danach hatten wir eine wundervoll ruhige Nacht.