Vom Leben gelernt

Es ist eine ganz blöde Idee, das Kind impfen zu lassen, wenn es zahnt.
Die ersten beiden Schneidezähnchen unten sind diese Woche durchgebrochen, genau in der Nacht, als der Zwerg wegen Sechsfach- und Pneumokokkenimpfung eh Fieber hatte. Geschlafen haben wir nicht viel diese Woche, dafür eine halbe Packung Schmerzzäpfchen und eine Menge Nerven verbraucht.

Aber es ist vorbei, er klebt nur noch ein bisschen an mir, und Essen macht noch mehr Spaß als vorher.

Alles andere dümpelt so vor sich hin, es gab nichts, was so wichtig war, dass ich es unter diesen Bedingungen durchgezogen hätte.

Die letzten Tage.

Eigentümerversammlung.

Der Mann fiebert, hustet und schnieft.

Idi*ten, die nachts um zwölf vor unserem Schlafzimmer böllern. (Ja, Halbfinale, is recht.)

Rumgek*cke mit vodaf*ne, die sich nicht an Vereinbarungen erinnern wollen.

Schlechtes Wetter.

Permanent unzufriedenes Baby, das krabbeln will, aber noch nicht kann.

Schlecht schlafendes Baby.

Schlecht schlafende Mutter: Ich hatte eigentlich versucht, auf hochprozentige Schokolade umzusteigen, davon esse ich weniger als von Vollmilch und Co. Leider reagiere ich wohl auf das Koffein darin, also muss ich mir ein anderes Suchtmittel suchen.

Kontrastprogramm:

Ich besitze ein Bullet Journal. Das Baby isst, als hätte es nie etwas anderes getan, alles, was ihm vorgesetzt wird. Morgen organisiere ich uns endlich die Trageberatung zum Rückentragen. Der Dr. rer. nat. hat seine Seuche halbwegs auskuriert. Und gestern gabs Torte, der zweite Hochzeitstag wollte ein bisschen gefeiert werden.

Ein Rest Torte steht doch noch im Kühlschrank *verschlagenen Blick aufsetz* gleich nicht mehr.

Wandern mit Baby

Inzwischen kann man meine tägllichen Spaziergänge teilweise schon als Wanderungen bezeichnen – am Sonntag über sieben Kilometer, gestern fast elf. Die nächste Umgebung ist abgegrast, ich ziehe weitere Kreise.
Deshalb will ich hier mal zusammenschreiben, welche Erfahrungen ich damit gesammelt habe, vielleicht hilft es ja jemand weiter.

Transportmittel fürs Baby

Das ist die Grundsatzentscheidung: Trage oder Kinderwagen?
Mit der Trage bin ich flexibler, welche Wege ich laufe, ich kann auch mal einen Trampelpfad oder Stufen nehmen. Dafür hat der Kinderwagen mehr Transportkapazität und ist weniger anstrengend. Meine Schallgrenze sind momentan etwa 1,5 Stunden – alles was länger ist, mache ich definitiv mit dem Kinderwagen, bei kürzeren Strecken entscheide ich nach Laune.

Meine Kleidung

Vor allem praktisch muss es sein. Gestern war ich lange unterwegs, das geht nur mit gut eingelaufenen Schuhen, in meinem Fall Sneakers. Dazu eine Stretchhose und ein Stillshirt, eine Fleecejacke und ein Käppi gegen die Sonne. Da war alles dabei: gute Bewegungsfreiheit, Windschutz, Sonnenschutz und Zwiebellook.
Für stillende Mütter gilt: besondere Aufmerksamkeit für die Brust. Sonne wärmt, Wind kühlt, d. h., hier sollte euer Zwiebellook besonders flexibel sein. Fiese Falle: Wenn die Jacke zu warm ist, kann das (selbst wenn man sie offen trägt) üble Verhärtungen an der Brustaußenseite geben. Umgekehrt solltet ihr euch zum Stillen nicht erst auftauen müssen. Ich hatte meine Tragejacke an, die ohne die Fronteinsätze vorn eine sehr breite Öffnung hat, das war für mich genau richtig.

Babys Kleidung

Die hängt stark vom Transportmittel ab. In der Trage ist es warm, da braucht Baby nur die Kleidung, die es auch in Wohnräumen trägt, dazu einen Sonnenschutz für Kopf und Nacken und warme Socken. Der Zwerg trägt eine Mütze mit Ohrklappen zum Zubinden, alles andere würde er in kürzester Zeit abstreifen.
Im Kinderwagen ziehe ich ihn wärmer an, allerdings passend für die erwartete Maximaltemperatur. Wenn wir morgens starten, wickele ich ihn lieber zusätzlich in eine Decke, die ich dann nach und nach runterziehe. Wichtig ist gerade für ihn ein Windschutz für Hals und Brust, daher ziehe ich ihm gerne Kapuzenjäckchen und/oder Halstuch an. Wenn es warm ist, reicht die Kapuze auch als Mützenersatz.
Als Sonnenschutz haben viele Kinderwägen ja Sonnenschirmchen, ich habe lieber mehrere Tücher dabei und hänge die nach Bedarf über das Verdeck. Das stört unseren Sichtkontakt weniger, und die Tücher sind vielseitig einsetzbar (z. B. gestern als Sonnenschutz für Mamas Dekolletee).

Routenwahl

Mit der Trage geht alles außer vielleicht echte Klettersteige, für größere Runden mit dem Wagen gibt es mehr zu beachten.
Ich bevorzuge Wege, die für Inlineskates oder Familienradtouren geeignet sind. Die sind eben genug, dass der Kinderwagen nicht holpert, letztere haben nicht zu viele Steigungen und sind gut beschildert. Waldwege sind je nach Zustand und Kinderwagen schon problematisch, ich will den Zwerg ja nicht durchschütteln, sondern einigermaßen sanft in den Schlaf schaukeln.
Nicht jeder Weg ist für eine Rundwanderung geeignet, manchmal drängt sich eine Ergänzung mit Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln auf. Das gibt euch mehr Spielraum. Ich zahle für den Kinderwagen nichts extra, d. h., wir reisen zum Tarif eines Erwachsenen und damit relativ günstig.
Idealerweise laufe ich der Sonne entgegen, also morgens Richtung Osten, mittags nach Süden und abends nach Westen. Dann ist der Zwerg von seinem Verdeck geschützt.
Eine gute Route hat unterwegs Parkbänke oder andere Rastmöglichkeiten. Einen Wickel- oder Stillraum brauche ich bei den aktuellen Temperaturen nicht mehr unbedingt, aber eine Toilette für mich, ich gehe nicht gern hinter einen Busch.
Plant möglichst so, dass ihr eure Strecke auch verkürzen könnt, falls doch etwas nicht passt. Ein Baby kann einen schlechten Tag haben, vielleicht bleibt das Wetter doch nicht so schön wie es zuerst aussah oder sonst irgendwas passt nicht. Dann bin ich froh, wenn ich einfach einen Weg früher abbiegen kann und uns nicht bis zum Ende durchquälen muss.

Dauer und Tageszeit

Das richtet sich sehr nach den Gewohnheiten eures Babys. Mein Zwerg hat zwei große Wachphasen, eine am Vormittag und eine am Nachmittag, in die nur kleinere Nickerchen fallen. Dazwischen liegen zwei bis drei Stunden Mittagsschlaf, die ich ihm tunlichst nicht unterbrechen sollte. Also lege ich aufregende Dinge oder Unterbrechungen (z. B. eine Bahnfahrt mit Ein- und Aussteigen) in seine Wachphasen und nicht in die Mittagszeit.
Ich bin eine zügige Spaziergängerin und schaffe auch mit Kind 5 km/h. Trotzdem plane ich mit nicht mehr als 4 km pro Stunde Ausflugszeit. Der Zwerg will ab und zu auf meinen Arm und gucken, Wickeln und Stillen dauert seine Zeit, ich brauche auch Pausen. Erschöpfung und/oder Zeitdruck sind Stress für euch beide, also plant immer genug Puffer ein.
Wenn ihr mit Auto oder ÖPNV unterwegs seid, meidet den Berufsverkehr nach Möglichkeit. Entweder stehe ich sonst im Stau, habe also ein übellauniges Kind auf der Rückbank, oder der Kinderwagen ist in vollgestopften Bussen im Weg.

Was ich noch alles mitnehme

Proviant für mich, und davon reichlich. Gestern bin ich am späten Vormittag losgezogen und hatte ein großzügiges Mittagessen dabei. Dazu einen Apfel und eine Birne in handlichen Stücken, die ich während dem Laufen essen konnte, und eineinhalb Liter Wasser. Am Ziel gabs noch ein Eis 😉
Ich habe immer mein Smartphone dabei, das hat bei Bedarf einen Routenplaner und GPS. Falls ich mich verlaufe oder auch nur unsicher bin, kann ich das zu Rate ziehen.
Außerdem nehme ich meistens eine Kamera mit, um Fotos zu machen.
Das Smartphone ist auch mein Ebookreader, falls eine Pause mal länger wird, z. B. weil ich dem Zwerg noch etwas Schlaf gönnen will.
Spielzeug fürs Baby schadet nie, am besten etwas, was man am Kinderwagen festklipsen kann. Ich hatte eine Kinderwagenkette dabei, die er nur selten zum Spielen hat, das war ideal. Wenn er müde wurde, habe ich sie abmontiert und ein Tuch ins Verdeck gehängt, um ihn ein bisschen abzuschirmen.
Immer eine Decke/ein Tuch mehr als nötig, z. B. als zusätzliche Unterlage beim Freiluftwickeln, zum Draufsetzen oder falls der Wind doch stärker kühlt als erwartet.

Und zuletzt:

Das sind alles nur meine persönlichen Erfahrungen. Ihr seid anders, euer Kind ist anders, also kann für euch auch das genaue Gegenteil richtig sein. Vertraut im Zweifelsfall auf euer Bauchgefühl.

(Ganz schön lang geworden.)

Stirnpatscher der Woche

Das Kind schläft wieder gut. (An alle Kinderlosen: ja, der Nachtschlaf des Babys ist eine existentielle Mütterfrage. Steht mal ein paar Nächte jede Stunde auf, lauft ins Nebenzimmer, hockt euch zehn Minuten irgendwie komisch hin und geht danach wieder ins Bett. Dann wisst ihr, was Schlafmangel aus euch macht.)

Und ich war auch noch selbst schuld, dass die letzten Nächte so mies waren.

Anscheinend hat der Zwerg wieder einmal etwas Neues gelernt: sich nachts selbst warmzuhalten. Bisher hat er Body, Strampler und Schlafsack gebraucht, weil ihm sonst irgendwann kalt wurde, dann schläft sichs nicht mehr gut. Heute Nacht hatte ich aus Unachtsamkeit den Schlafsack nur halb zu gemacht, und er schlief wieder wie in den besten Zeiten – von 8 bis halb 3 und dann, einmal frisch aufgetankt, weiter bis 7.
Die letzten Nächte war er schon relativ warm, wenn ich ihn aus seinem Bett geholt habe, aber den Zusammenhang zwischen Temperatur und Schlaf habe ich erst heute morgen gezogen.

*stirnpatsch*

Ab heute nacht lassen wir den Strampler weg und machen den Schlafsack wieder zu.

Hach, ausgeschlafen sein ist toll.

Alles wird besser… oder so.

Besserung an verschiedenen Fronten! Der Ellenbogen des Dr. rer. nat. verheilt, und auch sein Gesamtzustand gefällt mir wieder wesentlich besser. Ich habe einen Elternzeitvertreter bekommen, sogar jemand Internen, und ab Dienstag wird eingearbeitet. Am Donnerstag war in der Arbeit eine Elefantenrunde, für die ich einiges vorbereitet habe, und damit läuft im „alten“ Projekt alles weiter wie erhofft.

Die andere Seite: Ich bin platt. (Der Dr. rer. nat. wird diesen Beitrag lesen, diesem Satz energisch widersprechen und zum Gegenbeweis 1-3 meiner wohlgerundeten Frontbeulen tätscheln. Soviel zu den hiesigen Flachwitzen. Aber zurück zum Thema.)
Der Rücken geht wieder, aber auch nur dank regelmäßiger Gymnastik und Massagen, wehe, ich sitze mal den ganzen Tag am Schreibtisch.
Ich schlafe leichter und weniger, seit ich schwanger bin. Letzte Woche kam dann noch dazu, dass ich nach dem rituellen Klogang (so zwei, drei Stunden vor dem Wecker) nicht mehr einschlafen konnte, sondern über die Arbeit grüble.  Dazu ein veritabler Heulanfall und zwei „Fast-„Situationen – da werden Erinnerungen an die Erschöpfungsdepressions-Zeit wach 😦

Am Dienstag bin ich wieder bei meiner Frauenärztin, mal sehen, was sie dazu sagt. Im Zweifelsfall melde ich mich tageweise krank, anstatt mich – gegen besseres Wissen – pflichtbewusst reinzuschleppen.